Die Starnberger Energiewende umsetzen, statt sie in der Schublade verschwinden zu lassen

 

Der Kreistag des Landkreis Starnberg hat im Jahr 2005, auf Antrag der Grünen, die Energiewende beschlossen, mit dem Ziel bis 2035 energieautark zu werden. Alle 14 Landkreisgemeinden, also auch die Stadt Starnberg, haben sich der Erreichung dieses Ziels ebenfalls verpflichtet.

Damit dieser Beschluss nicht als bloße Absichtserklärung in einer Schublade verschwindet, sehen wir Starnberger Grünen eine besondere Verpflichtung für uns, die konkrete Umsetzung der Energiewende zu forcieren.

Das ambitionierte Ziel lässt sich nur durch Ausschöpfung aller regenerativen Energieerzeugungsmöglichkeiten, Steigerung der Energieeffizienz und vor allem durch Senkung des Verbrauchs erreichen.

Das berechnete Szenario, dass wir zu 100% unabhängig von fossilen Energieträgern werden können, geht davon aus, dass 70 % der heute verbrauchten Energie durch Effizienzsteigerung und energetische Sanierung einzusparen sind. Lediglich die verbleibenden 30% können durch die Nutzung regenerativer Energien bereitgestellt werden.

Die Starnberger Grünen positionieren sich zum Thema Energieerzeugung wie folgt:

Keine regenerative Energie sollte per se im Vorfeld ausgeschlossen werden. Jede konkrete Planung sollte jedoch im Einzelfall auf ihre Tauglichkeit zur Erreichung des obengenannten Zieles geprüft werden, insbesondere  unter Berücksichtigung von   Naturschutzbelangen, Grundwasser, allgemeinem Gefährdungspotenzial, Ressourcenverbrauch und Wirtschaftlichkeit.

Ein zentrales Anliegen ist uns die Rekommunalisierung der Stromnetze und der damit möglich werdenden dezentralen Energieerzeugung in kommunaler Hand. Wir Grünen möchten dieses Ziel, am besten in Kooperation mit den Regionalwerken der Würmtalgemeinden, erreichen.

Das Stromnetz und Erzeugung  wieder in die Eigenregie der Stadt Starnberg zu bekommen ermöglicht uns zudem, dass die erzielten Gewinne  bei der Kommune verbleiben und so letztlich allen Bürgern zugutekommen. Sie können beispielsweise zur Querfinanzierung anderer kommunaler Aufgaben, wie die Erhaltung von Kindergärten oder des Schwimmbades eingesetzt werden. Wird die Chance zur Übernahme zum jetzigen Zeitpunkt verpasst, ist sie für  Jahrzehnte aufgrund vertraglicher Bindung vertan. 

Im Einzelnen positionieren sich die Starnberger Grünen wie folgt:

 

Tiefen-Geothermie:

JA, insofern der primäre Nutzen in der Gewinnung von Fernwärme und nicht von Strom besteht. Die Bedingungen in Starnberg sind auf Grund der besonderen geologischen Gegebenheiten  gut.

Windenergie:

JA, nur in den vom Landkreis ausgewiesenen Vorrangflächen. Dabei wünschen wir eine frühe Bürgerbeteiligung. Des Weiteren würden wir im Sinne der lokalen Wertschöpfung die Finanzierung der Windräder durch die Bürgerschaft bevorzugen, z.B. durch Bildung von Genossenschaften.

Solarnutzung im Freiland:

JA, ABER es bedarf der kritischen Überprüfung des Einzelfalls. So können sich aufgelassene Kiesgruben anbieten, insofern Rückbauauflagen und eine ökologische Rekultivierung beachtet werden. Auf das Landschaftsbild prägende Freiflächen sollte nicht zugegriffen werden. Es stehen noch genug bereits überbaute Flächen z.B. Stellplatzanlagen, öffentliche Gebäude zur Verfügung.

Biomasse:

EHER NEIN. Wenn überhaupt, dann nur durch Nutzung von sowieso anfallenden Reststoffen aus der Region. Die Nutzung von eigens dazu angebauten Energiepflanzen lehnen wir kategorisch ab.

 

Im Bereich der Energieeinsparung hat unseres Erachtens die Stadt Starnberg eine Vorbildfunktion gegenüber ihren Bürgern. Diese kann sie ausüben, in dem sie nacheinander sämtliche städtischen Liegenschaften energetisch saniert und dieses Programm öffentlichkeitswirksam kommuniziert. Als Vorfinanzierungsmöglichkeit schlagen wir ein Bürgercontracting-Modell vor, bei der sich die Bürgerschaft an der Bereitstellung der notwendigen Finanzmittel gewinnbringend beteiligen kann.

Folgende Maßnahmen sind unserer Meinung nach schnell zu realisieren:

Im Starnberger Stadtzentrum soll über energetische Sanierungsmöglichkeiten dauerhaft informiert werden

  • Visualisierung der Einsparungsmöglichkeiten: z. B Energiesparuhr auf dem Marktplatz installieren
  • Bessere städtische Förderprogramme (Volumen erhöhen, bessere Vermarktung)
  • Bei Sanierung von Beleuchtungsanlagen hocheffiziente LED-Technik verwenden

Unter Berücksichtigung der Ökobilanz der verwendeten Baustoffe liegt in der energetischen Sanierung des Altbaubestands in privater Hand ein großes Potential. Wir sind uns darüber im Klaren, dass sich das nicht jede/r das leisten kann. Auch können wir nicht außer Acht lassen, dass die damit einhergehende Umlegung der Sanierungskosten für Mieter privaten Wohnraums eine soziale Dimension hat. Gleichwohl kommt  dem Beharren auf dem Status Quo, bei der voraussichtlichen Entwicklung der Weltmarktpreise für fossile Energieträger wie Öl und Gas, die nachfolgenden Generationen noch viel teurer, sowohl finanziell, aber auch durch die unabsehbaren Folgen der globalen Erderwärmung für das Klima. Die kommunale Politik, kann hier nur wenig Handreichung bieten. Sie kann lediglich mit gutem Beispiel vorangehen und an die Bürger appellieren, auch die Verantwortung des Einzelnen für die Allgemeinheit nie zu vergessen. Und jede Investition in energetische Sanierung amortisiert sich ja auch und wird mit einem Zugewinn an Behaglichkeit belohnt. 

Ein weiteres großes Potential bei der Energieeinsparung liegt beim motorisierten Individualverkehr (MIV). Jeder Kilometer, der nicht mit dem Pkw zurückgelegt wird, spart Energie, vermeidet den Ausstoß von CO2, vermindert die Lärmbelastung und erhöht die Sicherheit im Straßenverkehr. Deshalb setzen wir auf alle Maßnahmen, die den MIV verringern (s. Positionspapier: „Was dagegen hilft – für eine neue Mobilitätskultur“).

 

(verfasst von Annette v. Czettritz, Florian Duday)