Eine Lanze für die Landwirte - Gisela Sengl setzt auf Transformation

Essen ist die wichtigste Grundlage fürs Leben, und wir brauchen mehr Wertschätzung. Für die Qualität der Nahrungsmittel, die wir und vor allem unsere Kinder zu uns nehmen. Und mehr Achtung besonders auch für diejenigen, die unsere Lebensmittel erzeugen. Das sind einige der vielen Erkenntnisse, die die zahlreichen interessierten Teilnehmer:innen am 16. September bei der Veranstaltung mit der Landtagsabgeordneten Gisela Sengl gewinnen konnten. Ein weiterer sehr wichtiger Punkt: die Gemeinschaftsverpflegung. Aber fangen wir von vorn an.

Denn die ersten Schritte sind wirklich einfach: wenn wir uns gesund ernähren und dabei auch die Umweltressourcen schonen wollen, dann sollten wir die Grundregeln einer ausgewogenen Ernährung beachten: D.h. beispielsweise, nur zweimal in der Woche Fleisch, einmal Fisch. Wir müssen nicht alle zu Vegetariern oder Veganern werden. Aber wenn wir weniger und dafür gutes Fleisch konsumieren, schonen wir damit die Ressourcen, verringern die Nitratbelastung im Grundwasser - und wir sorgen dafür, dass die Bauern in der Haltung auf das Tierwohl achten können. "Sicher spielt der Preis dabei auch eine Rolle." bestätigt Gisela Sengl. "Doch wer mehr für sein Essen bezahlt, der schmeißt es vielleicht nicht mehr so achtlos in den Müll." Die Lebensmittelverschwendung vernichtet dringend benötigte Ressourcen im großen Stil. Wenn wir planvoll einkaufen, geben wir unterm Strich nicht viel mehr aus als vorher. "Und wenn es bei Harz 4 Empfängern dann nicht mehr zum Leben reicht?" Diese Frage wird der Abgeordneten immer wieder gestellt. Die Antwort ist einfach. "Dann muss der Satz an die Lebenshaltungskosten angepasst werden, denn gesundes Essen zählt zu den Grundbedürfnissen."

Und damit sind wir wieder im Bereich der Wertschätzung. "Landwirt ist ein komplexer Beruf, und die Arbeitsbelastung ist enorm." Das kann Gisela Sengl aus eigener Erfahrung bestätigen. Vor ihrer Zeit im Landtag hat sie mit ihrem Mann einen Bio-Bauernhof geleitet, den die Familie jetzt ohne ihre aktive Mithilfe weiterführt. "Aber ich bin immer noch nah dran an den täglichen Problemen, und davon gibt es nicht wenige." Dumping-Preise sind da natürlich zu nennen, Arbeitskräftemangel, unglaubliche Arbeitszeiten - und die nahezu antiquierte Berufsausbildung. "Die Lehrpläne wurden das letzte Mal in den 90ger Jahren überarbeitet. Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß! Neben all den Aspekten einer nachhaltigen Landwirtschaft brauchen unsere jungen Bauern auch ein Grundwissen in Betriebswirtschaft. Sie sind keine Landarbeiter mehr, sondern Unternehmer. Dazu müssen wir Ihnen das richtige Rüstzeug geben". 

Überhaupt bricht Sengl in Ihrem Vortrag immer wieder eine Lanze für die Landwirte. "Wir Grünen sind für viele Bauern ein rotes Tuch" lacht die engagierte Abgeordnete. "Dabei setzen wir uns doch gerade dafür ein, dass ihre Rechte gestärkt werden". Sicher, die grüne Klimapolitik setzt auf Transformation, auch in der Agrarwirtschaft. "Doch das funktioniert niemals gegen, sondern nur mit den Bauern." Sie stellt unmissverständlich klar: es kann nicht darum gehen, willkürlich Verbote zu erlassen. Aber ein politischer Willensbildungsprozess ist nötig. Und am Ende stehen dann tatsächlich Regelungen, die für alle verbindlich sind, die aber vor allen Dingen Planungssicherheit bieten. Und "das ist genau das, was die Bauern auch wollen!" bekräftigt Sengl. „Das habe ich schon in unzähligen Bauernversammlungen gehört."

Miteinander reden - und dann miteinander gestalten. So einfach lässt sich die politische Vision zusammenfassen, die die Bäuerin aus Leidenschaft und die grüne Politikerin aus Überzeugung antreibt. Die Politik muss dazu die richtigen Grundlagen schaffen, doch dieser Prozess ist enorm komplex: Ein Großteil der Entscheidungen über Gesetzesvorgaben, aber auch über Investitionen werden auf europäischer Ebene getroffen, die Umsetzung obliegt den Nationalstaaten. Und auch da gibt es noch unterschiedliche Ebenen; das Bundesministerium erlässt Rahmengesetze und Richtlinien, die Bundesländer setzen diese Vorgaben unterschiedlich um. "Für uns ist es wichtig, dass wir auf jeder Entscheidungsebene grüne Themen setzen können". erläutert Sengl. "Das heißt: unbedingt wählen gehen, und zwar am besten grün, nicht nur im Bundestag, sondern bei jeder Wahl!" Denn, und das ist der erfahrenen Politikerin besonders wichtig: auch im lokalen Bereich gibt es Hebel, die umgelegt werden sollten.

Und damit sind wir wieder bei der Gemeinschaftsverpflegung. Der Familienalltag hat sich in unserer Gesellschaft in den letzten Jahren sehr stark geändert, ein großer Teil des wöchentlichen Speiseplans wird über Kantinen in Kitas, Schulen, Betrieben, Krankenhäusern oder Senioreneinrichtungen abgedeckt. "Bei diesen Einrichtungen sind häufig die Gemeinden oder der Kreis der Sachaufwandsträger." erläutert Sengl. "Die entscheiden, was bei Ihren Kindern mittags auf den Tisch kommt." Die Aufträge für die Caterer müssen ausgeschrieben werden. Aber es gibt sehr wohl die Möglichkeit, die Aspekte Regionalität und Bio-Qualität bei diesen Ausschreibungen zu berücksichtigen. "Die Gemeinschaftsverpflegung ist ein gewaltiger Markt, der zu einem echten Wachstumsmotor für regionale, nachhaltig produzierende Erzeuger werden könnte." Sorgen wir gemeinsam dafür, dass dieser Motor anspringt.

Bereit für den Wandel? Neue Wege der Ernährungspolitik

"Wir müssen jetzt mutig Weichen stellen für die Zukunft – damit unsere Heimat erhalten bleibt!" So umschreibt die Landtagsabgeordnete Gisela Sengl ihre politische Vision, und weiter: "Und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das gemeinsam schaffen." Ja, wir sind #bereit. Denn im Bereich der Ernährungspolitik ist der Wandel besonders wichtig. Deshalb freuen wir uns sehr, dass Gisela am 16.09.21 um 19.00 Uhr zu uns in den Ortsverband kommt.

Eigentlich ist Gisela Bio-Bäurin aus Leidenschaft - doch für diese Berufung hat sie mittlerweile keine Zeit mehr. Seit 2013 ist sie Mitglied des Landtags, sie wurde zur stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden und zur agrarpolitischen Sprecherin der Fraktion gewählt. Geballte Expertise von beiden Seiten! Sie kennt die Sorgen und Nöte der Bauern - und weiß, welche Hebel die Politik ansetzen kann, um endlich den längst überfälligen Wandel einzuleiten. Da muß und kann viel passieren, gerade auch auf lokalpolitischer Ebene. Dazu nochmal ein O-Ton von Gisela: " Hier bei uns vor Ort können wir Perspektiven schaffen, für einen starke regionale Wirtschaft und für eine Landwirtschaft, die unsere Lebensgrundlagen schützt und erhält. Wir müssen unsere regionale Wertschöpfung stärken und ausbauen und den enormen Flächenverbrauch in den Griff bekommen. Unsere Dörfer sollten wieder von Obstangern und nicht von Discountern und Logistikhallen eingesäumt werden. Der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen, der Kampf gegen die Klimakrise und ein friedliches Miteinander sind mir ein echtes Anliegen und nicht nur Wahlkampfslogans."

Freut Euch auf einen informativen und inspirierenden Abend! Die Veranstaltung findet in den Seestub'n Percha (Schiffbauerweg 20) statt, der Eintritt ist frei, die 3 G Regelung wird umgesetzt. Einlass ist ab 18.30 Uhr, die Veranstaltung beginnt um 19.00 Uhr.